Digital Health in der GKV: So sieht die medizinische Versorgung von morgen aus

Die Digitalisierung ist längst in der medizinischen Versorgung angekommen. Mit der Einführung digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGA) wurde 2020 ein regulatorischer Meilenstein gesetzt: Erstmals können Apps auf Rezept im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) erstattet werden.

DiGA sind damit ein zentrales Instrument der Digital Health Versorgung in Deutschland – mit wachsenden Anwendungszahlen, wissenschaftlicher Evidenz und konkreten Effekten für Patient:innen. Doch wie wirksam sind diese digitalen Therapien wirklich? Und welche Rolle spielen sie in der Versorgungspraxis?

Was sind DiGA?

Definition gemäß BfArM

Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) sind Medizinprodukte niedriger Risikoklasse (Klasse I oder IIa), deren Hauptfunktion auf digitalen Technologien basiert. Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) dienen sie der Erkennung, Überwachung, Behandlung oder Linderung von Krankheiten und sind durch Ärzt:innen verordnungsfähig und direkt durch die gesetzliche Krankenkasse erstattungsfähig.

Voraussetzungen für Erstattung durch die GKV

Um in das DiGA-Verzeichnis aufgenommen zu werden, müssen Anbieter neben regulatorischen Anforderungen auch einen positiven Versorgungseffekt nachweisen – etwa eine nachgewiesene Verbesserung des Gesundheitszustands, der Adhärenz oder patientenrelevanter Struktur- und Verfahrensqualität.

Abgrenzung zu Lifestyle-Apps

Im Gegensatz zu Wellness- oder Fitness-Apps sind DiGA medizinisch indiziert, CE-zertifiziert und nach klar definierten Kriterien prüf- und evaluierbar. Sie sind damit kein Zusatzangebot, sondern Teil der regulären Gesundheitsversorgung.

Zahlen & Studienlage zu DIGA in 2025

Verschreibungszahlen

Die DiGA-Nutzung steigt kontinuierlich. Laut GKV-Spitzenverband wurden 2024 über 423.000 DiGA-Codes eingelöst (2023: 229.000) – ein Zuwachs von 85 % im Vergleich zum Vorjahr. Die GKV-Ausgaben beliefen sich im selben Zeitraum auf 234 Mio. Euro.

Häufigste Einsatzbereiche

Die am häufigsten verordneten DiGA betreffen psychische Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen und muskuloskelettale Beschwerden:

  • Psychische Gesundheit (z. B. Depression, Angst): ~30 %
  • Adipositas/Metabolisch: ~28 %
  • Schmerzen & Bewegungsapparat: ~16 %
  • Tinnitus: ~11 %

Zu den bekanntesten und am häufigsten genutzten DiGAs zählen aktuell Oviva Direkt (Adipositas),Vivira (Rückenschmerzen) und zanadio (Adipositas).

Patient:innenfeedback

Studien und Umfragen berichten überwiegend positive Einschätzungen der Nutzer:innen. So ergab eine AOK-Umfrage (n≈2.600 DiGA-Patient:innen), dass 58 % DiGA als sinnvolle Ergänzung zur Behandlung ansehen. 70 % der Befragten hoben als größten Vorteil hervor, dass sie ihre Therapie zeitlich flexibel gestalten können, und 40 % berichteten, die App habe ihnen geholfen, ihre Erkrankung besser in den Griff zu bekommen. Ähnlich zeigte ein Report der Techniker Krankenkasse: 63 % der Nutzer gaben an, die DiGA habe ihre Beschwerden (eher) gelindert.

Wissenschaftliche Evaluationen

Die Evidenzlage zu digitalen Interventionen ist insgesamt heterogen; für DiGA zeigt sich jedoch tendenziell eine höhere methodische Qualität und belastbarere Wirksamkeitsnachweise. Beispielsweise zeigte eine Metaanalyse zu internetbasierten Inter­ventionen gegen Depressionen einen mittleren Effekt (Cohen’s d≈0,42) zugunsten der Behandlung (gegen Placebo oder aktives Minimum). Gelistete DiGA-Interventionen zeigen in dieser Analyse tendenziell noch stärkere Effekte (d≈0,56). 

Für einzelne DiGAs existieren robuste RCTs: So weist z.B. der Eintrag der Depressions-App deprexis beim BfArM vier RCT mit positiver Wirkung aus, die auch von einer Metaanalyse bestätigt wurden. Ein anderes Beispiel ist die Schlaftherapie-App somnio: Eine randomisierte Studie der HHU Düsseldorf ergab, dass 64 % der Nutzer als „Responder“ deutlich geringere Insomnie-Symptome zeigten. Ähnliche Evidenzansätze gibt es z.B. für Angst‑ und Stress‑DiGA oder spezialisierte MS-Apps. 

Die Adhärenz spielt eine wesentliche Rolle für den Nutzen. Analysen betonen, dass viele Patient:innen eine DiGA nur kurzzeitig nutzen: Frühzeitiger Abbruch ist häufig. Ein Dosis‑Wirkungs-Zusammenhang zwischen Nutzungsintensität und Effekt wird vermutet, d.h. je intensiver die Anwendung, desto besser das Ergebnis. Die überwiegende Meinung ist jedoch, dass der Nachweis positiver Versorgungseffekte vor allem über kontrollierte klinische Studien erfolgen muss. In Zukunft sollen ergänzend registrierte Erfolgsmessungen (AbEM) stattfinden: Das neue DiGA-Gesetz plant, patientenberichtete Outcomes (z.B. Zufriedenheit, Gesundheitszustand) systematisch zu erfassen.

Rolle der Krankenkassen: Support und Integration

Informationsangebote

Krankenkassen informieren aktiv über DiGA – etwa über eigene Websites, Patientenmagazine, Apps und Beratungsservices. Einige Kassen integrieren DiGA in Bonusprogramme oder spezielle Versorgungspfade.

Motivation und technische Unterstützung

Patient:innen können eine DiGA entweder per ärztlicher Verordnung oder (mit Nachweis) direkt über die Kasse beantragen. Viele Versicherungen bieten technischen Support, prüfen Anträge und stellen Freischaltcodes zur Verfügung. Die administrative Entlastung für Praxen wird so gering wie möglich gehalten.

Chancen & Herausforderungen aus ärztlicher Perspektive

Vorteile

Digitale Gesundheitsanwendungen bieten eine Reihe von Vorteilen, die die traditionelle Versorgung sinnvoll ergänzen und in bestimmten Bereichen sogar entlasten können:

  • Zeitliche und räumliche Flexibilität: DiGA ermöglichen Patient:innen eine unabhängige Nutzung – losgelöst von Praxisöffnungszeiten oder Terminverfügbarkeiten. Dies erleichtert die kontinuierliche Versorgung insbesondere bei chronischen und nicht-heilbaren Erkrankungen oder in ländlichen Regionen.
  • Individualisierte Therapiepfade: Viele DiGA passen Inhalte und Interventionen adaptiv an die Bedürfnisse der Nutzer:innen an. Echtzeitfeedback und modulare Verlaufsoptionen fördern personalisierte Therapieerfahrungen.
  • Ergänzung zur Regelversorgung: DiGA schließen Versorgungslücken – etwa bei langen Wartezeiten auf einen Therapieplatz – und können Begleittherapien digital stützen.
  • Förderung der Therapietreue: Reminder-Funktionen, digitale Tagebücher oder Gamification-Elemente erhöhen die Adhärenz – ein kritischer Faktor insbesondere bei psychischen Erkrankungen oder chronischen Leiden.

Unklarheiten und Vorbehalte zur DIGA-Verordnung – wie Cogthera hier unterstützt

Trotz der Potenziale gibt es in der ärztlichen Praxis nachvollziehbare Vorbehalte. Diese adressieren wir bei Cogthera gezielt durch lösungsorientierte Unterstützung:

  • Zeitaufwand für Aufklärung und Verordnung: Viele Ärzt:innen scheuen den initialen Aufwand zur Einbindung von DiGA in den Praxisalltag. Hier setzen wir an: Cogthera bietet strukturierte Informationsmaterialien, Verordnungshilfen und ein persönliches Support-Team, das Sie bei jedem Schritt entlastet – von der Indikationsklärung bis zur Verschreibung.
  • Technische Integration: DiGA sind bislang kaum in PVS-Systeme eingebunden. Über unsere begleitenden Tools erleichtern wir Ihnen die Integration in bestehende Praxisabläufe so gut wie möglich.
  • Heterogene Evidenzlage: Die Bewertung der Studienlage kostet Zeit und setzt methodisches Wissen voraus. Wir stellen Ihnen evidenzbasierte Kurzbewertungen, indikationsspezifische Übersichten und aktuelle Studienlagen kompakt aufbereitet zur Verfügung – für eine fundierte Entscheidungsgrundlage.
  • Akzeptanz bei Patient:innen: Besonders in vulnerablen Gruppen besteht eine digitale Einstiegshürde. Die Cogthera-App ist speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Alzheimer-Demenz und Mild Cognitive Impairment (MCI) zugeschnitten. Durch eine bewusst niedrigschwellige und leicht verständliche Bedienung stellen wir sicher, dass wirklich jede und jeder die Anwendung sicher und selbstbestimmt nutzen kann.

Ausblick: Wohin entwickelt sich die digitale Versorgung?

KI-gestützte Therapieansätze

Neue Generationen von DiGA kombinieren KI mit adaptiver Nutzerführung – etwa in der Angst- oder Essstörungstherapie. Chatbot-basierte Interventionen könnten zur Standardergänzung werden.

Integration in DMP und strukturierte Versorgung

Zukünftig sollen DiGA vermehrt in Disease-Management-Programme (DMP) eingebettet werden. Auch sektorübergreifende Nutzung – z. B. in Reha, Pflege oder Nachsorge – wird diskutiert.

Bedeutung von Evaluationsstudien

Langzeitstudien und Real-World-Evidence gewinnen an Relevanz. Das DiGA-Gesetz 2024 sieht stärkere Anreize für anwendungsbegleitende Erfolgsmessung (AbEM) vor, um therapeutische Relevanz auch im Versorgungsalltag zu belegen.

Therapieerfolg durch Digital Health sichern

Digitale Gesundheitsanwendungen sind mehr als technologische Add-ons: Sie transformieren Versorgungspfade, überbrücken Versorgungslücken und können helfen, Therapieerfolge zu sichern. Die aktuellen Daten belegen Nutzen und zunehmende Akzeptanz.

Für Ärzt:innen, Kliniken und Versorgungseinrichtungen liegt der Schlüssel in einer strukturierten Integration: evidenzbasiert, patientenzentriert und mit klarem Blick auf Versorgungseffekte. Nur so wird Digital Health in der GKV zu einem nachhaltigen Teil der medizinischen Realität.

Cogthera für Ärzt:innen

Die Cogthera App bietet Ihren Patient:innen eine multimodale Intervention zur Förderung der kognitiven Fähigkeiten.